100. Jahrestagung der Deutschen Dante-Gesellschaft – Pressemitteilung

„Einige sagen , andere oïl oder oc“ – 100. Jahrestagung der Deutschen Dante-Gesellschaft vom 25.-27. Oktober 2024 in Dresden widmet sich Dantes Sprachen

Für ihre 100. Jahrestagung kehrt die Deutsche Dante-Gesellschaft an ihren Gründungsort Dresden zurück. Im Mittelpunkt der mehrtägigen Veranstaltung, die mit einem Konzert in der Hofkirche eröffnet wird, steht der in Florenz geborene Dichter Dante Alighieri (1265-1321), der vor über 700 Jahren das Nachdenken über Sprache revolutionierte. Während sich Dante mit seinem lateinisch verfassten Traktat Über die Beredsamkeit der Volkssprache an einen Kreis von Gelehrten wandte, wählte er für seine berühmt gewordene Göttliche Komödie, die den Weg eines Pilgers und Erzählers zu Gott schildert, seine Muttersprache, das Florentinische volgare. So erschloss er seinem Werk ein universelles Publikum in ganz Italien und weit darüber hinaus. „Die Unterschiedlichkeit und Wandelbarkeit der Sprachen war für Dante entgegen der mittelalterlichen Auffassung keine Strafe Gottes mehr, sondern eine historische Gegebenheit“, so der Vorsitzende der Gesellschaft Karl Philipp Ellerbrock. „Für die romanischen Sprachen stellt er heraus, dass man, um zu bejahen, je nach Gegend ebenso gut , oïl oder oc sagen könne – eine gänzlich neue Sichtweise, die noch in der heutigen Forschung Bestand hat“.

Der in Kooperation mit der Dresdner Romanistin Maria Lieber unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt ausgerichtete Kongress wird Dantes Konzeption der Poesie als einer eigenständigen Form des Sprachgebrauchs ebenso untersuchen wie die Eigenheiten seines Wortschatzes. Dass sich auch die sprachliche Gestalt von Dantes Werken mit der Zeit gewandelt hat, zeigt eine in der Sächsischen Landesbibliothek verwahrte Commedia-Handschrift aus dem Veneto. „Die Jubiläumstagung, zu der wir Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland sowie zahlreiche Gäste erwarten, ist eine Gelegenheit, um einmal mehr auf die große italianità von Elbflorenz hinzuweisen“, freut sich die Organisatorin Maria Lieber. „Wussten Sie beispielsweise, dass auf dem Reiterstandbild Johanns von Sachsen vor der Semperoper, unweit des italienischen Dörfchens, eine aufgeschlagene Commedia zu sehen ist?“. Dantes Hauptwerk, in dem der Dichter beschreibt, wie er lebend die Jenseitsreiche Hölle, Fegefeuer und Paradies durchquert, fiel dem sächsischen Prinzen 1821, im Alter von 20 Jahren, während einer Italienreise in Pavia in die Hände. Nicht zuletzt war es Dantes facettenreiche Sprache, seine Wahl der unterschiedlichsten Wörter und Register, die Johann dazu bewegte, regelmäßig interdisziplinäre Zusammenkünfte auf den Schlössern Weesenstein und Pillnitz abzuhalten. Sie dienten dazu, die Commedia zu übersetzen und ihre wissenschaftlichen Hintergründe zu kommentieren. Unter Johanns Patronat wurde am 13. September 1865 in Dresden die Deutsche Dante-Gesellschaft mit dem Zweck der „Erweiterung und Verbreitung des Verständnisses des Dichters und der Liebe zu demselben“ gegründet. Die Enthüllung einer Plakette am Hotel de Saxe soll im Rahmen der 100. Jahrestagung an die Gründung erinnern.

Die Tagung in Kooperation mit der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen findet vom 25.-27. Oktober 2024 im Haus der Kathedrale in Dresden statt. Das vollständige Programm ist unter www.dante-gesellschaft.de/jahrestagung-2024 einzusehen. Alle Vorträge sind öffentlich, Gäste sind herzlich willkommen. Anlässlich des Jubiläums besteht die Möglichkeit einer einjährigen kostenlosen Probemitgliedschaft. Pressekontakt und weitere Anfragen: info@dante-gesellschaft.de.