28.05.2019 | Karl Witte in Halle

Im Rahmen des Projektes „Bildung im Vorübergehen“ der Bürger Stiftung Halle wurden an den Straßenschildern in Halle, die nach historischen Persönlichkeiten benannt sind, am 28.5.2019 Zusatzschilder angebracht.

Nähere Informationen zur Wittestraße finden Sie hier. Ein Pressebericht ist hier zu lesen.

Hier ein Bericht von Dr. Bodo Zöll zur Veranstaltung:

Karl Witte in Halle

Im Rahmen des Projektes „Bildung im Vorübergehen“ der Bürger Stiftung Halle werden an den Straßenschildern hallescher Straßen, die nach historischen Persönlichkeiten benannt sind, Zusatzschilder angebracht, die Auskunft über den Namensgeber der Straße geben.

Am 28. Mai 2019 wurden drei solcher Zusatzschilder an drei Straßenkreuzungen im Verlaufe der Wittestraße angebracht. Der Text lautet:

Karl Witte (1800 – 1883)
Jurist, Dante-Forscher und -Übersetzer
Professor in Breslau und Halle

Die Schilder wurden von drei Anwohnern der Witte Straße, Frau Elly Schmidt, Herrn Till Voss und Herrn Gerhard Lauterbach, gestiftet. Seitens der Deutschen Dante-Gesellschaft nahmen an dem kleinen Presse- und Fototermin Herr Stillers und ich teil.

Zunächst stellte die Vertreterin der Bürger Stiftung Halle, Frau Löhr-Dittrich, Karl Wittes Leben und Wirken kurz dar. Dieser studierte zunächst Rechtswissenschaft und wurde mit 13 Jahren zum Doktor der Rechte promoviert. Mit 16 Jahren erhielt er die Lehrerlaubnis an der Universität. Sein Schwerpunkt lag auf dem Gebiet des Römischen Rechts und des Preußischen Allgemeinen Landrechts. Seine Interessen waren jedoch nicht auf die Rechtswissenschaften beschränkt. So lernte er auf Reisen nach Italien dort die Schriften Dantes kennen. Fortan beschäftigte er sich neben seiner juristischen Tätigkeit mit der Texterforschung, der Kommentierung und der Übersetzung der Göttlichen Komödie. Unter der Schirmherrschaft des späteren Königs Johann von Sachsen kam es 1865 zur Gründung der Deutschen Dante-Gesellschaft.

Im Anschluss daran ergänzte Herr Stillers in einer kurzen Ansprache diese Ausführungen, die hier nicht vollständig wiedergegeben werden können, und betonte das bleibende und bis heute nachwirkende Verdienst Wittes aus Sicht der Deutschen Dante-Gesellschaft. So ging das erwachende Interesse an der Beschäftigung mit Dante im 19. Jahrhundert nicht primär von Italien, sondern in besonderem Maße von Deutschland aus.
Karl Witte hatte daran einen bedeutenden Anteil, da er die entsprechenden Kräfte gebündelt und in der Deutschen Dante-Gesellschaft zusammengeführt hat. Die von Witte gegründete Gesellschaft ist bis heute im Sinne Wittes tätig, wobei sie sich nicht nur an deutsche Dantefreunde wendet, sondern auch, zusammen mit ihren Schwestergesellschaften in den USA, Italien und seit 2015 auch in Frankreich international tätig ist.
Nach dem Termin wollten wir noch das Grab Karl Wittes auf dem Stadtgottesacker in Halle besuchen. Das Grab war jedoch, obwohl es auf einem Plan aus dem Jahre 1995 noch mit der Nummer 59 verzeichnet ist, nicht auffindbar. Überreste des Grabes der Mutter von Karl Witte, Johanna Luise Witte, geb. Reimmann sind allerdings noch vorhanden. Die zunächst unleserliche Grabinschrift konnte von uns wieder lesbar gemacht werden.

Zur Vertiefung: Hans Haupt, Karl Witte – Ein Leben für Dante, Hamburg, 1971; ders., Zum 100. Todestag Karl Wittes am 6.3.1983, in DDJ Bd. 59 (1984), S. 107.

Bodo Zöll (Bad Homburg)